FahrstuhlHorror

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FahrstuhlHorror

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Endlich hält der Fahrstuhl im Erdgeschoss. Unruhig warte ich, dass die Tür aufgeht. Will ist kein Meister im Warten. Eine Minute vergeht. Zwei Minuten. Drei. Die Tür bleibt geschlossen. Ich drehe mich zur anderen Seite, sehe eine Tür, die offen ist. Na, also. Nur schnell hinaus. Doch vor der scheinbar offenen ist eine zweite, verriegelte.

"Bin ich ganz und gar verrückt", denke ich hektisch. "Das war doch noch nie. Ich fahre doch tagtäglich mehrere Male mit diesem klapprigen Ding. "

Panisch drücke ich auf - Tür auf -. Die scheinbar offene schließt sich wie durch Zauberhand. Der Fahrstuhl rast in die Höhe, bleibt stecken im 18. Stock. Ich drücke alle Knöpfe. Keiner reagiert. Keiner leuchtet rot auf.
Ich lausche nach draußen. Alles ist still.

"Aufmachen! Aufmachen!", rufe ich. "Hört mich denn niemand?!"

Totenstille. Ich höre nur, wie die unregelmäßigen Schläge meines Herzens an meine Rippen pochen, spüre den Schweiß aus allen Poren treten, meine Handflächen füllen, von der Stirn tropfen, die Fußsohlen klitschen.
Im Fahrstuhl brennt nur die funzelige Notbeleuchtung. Ich muss hier raus! Wie eine Wahnsinnige klopfe ich mit beiden Fäusten an die schwere Holztür, lege meinen Kopf an die Ritzen. Alles still.

In dem großen Spiegel, der die eine Seite des Fahrstuhls fast ganz bedeckt, erblicke ich schemenhaft mein weißes Gesicht. Meine Beine zittern. Ich muss mich setzen. Doch noch bevor ich diesen Gedanken in die Tat umsetzen kann, geschieht etwas noch viel Schrecklicheres.
Ein Mann steht plötzlich vor mir, grinst mich hämisch an. Mein Herz droht, einen Moment stillzustehen, bevor es wilder als je weiter schlägt.

"Ruhig bleiben. Keine Angst zeigen", mache ich mir selber Mut.

Meine Augen im Spiegel werden immer größer, immer heller, liegen jetzt tief in den Höhlen, umgeben von dunklen Schatten. Mein Gesicht schrumpft, das Kinn wird ganz spitz, das Band in meinen langen, schwarzen Haaren schimmert blutig.
Der Mann tritt hinter mich; gierig starrt er mich an, legt seine großen, haarigen Hände ganz langsam um meinen weißen, schlanken Hals. Fasziniert beobachte ich das Geschehen. Gleich wird er zudrücken. Gleich. Dann bin ich mich los.

"Nein!", schreie ich mit kleiner Stimme, als ich die schrecklichen Finger des Fremden an der Tod bringenden Stelle spüre. "Nein!"

Der eiserne Griff lockert sich etwas.

"Hast du auch was zu melden?"

Die raue Säuferstimme lässt mich schaudern, unangenehmer Schnapsatem umnebelt mich, eine dicke, feuchte Hand kriecht wie eine Nacktschnecke unter meinen Rock, eine Hand, die weiß, wohin sie will, eine Hand, die nicht locker lässt, eine Hand, die mich zu Stein erstarren lässt, während mich die andere gewaltsam gegen die Wand dem Spiegel gegenüber drückt.

"Jetzt bist du dran. Du Flittchen", röchelt die gruselige Stimme heiser. "Du denkst wohl, du kannst ungestraft alle Männer verrückt machen."

Der ungeschlachte Klotz setzt mich auf seine breiten Schenkel, drückt mich noch fester gegen die Fahrstuhlwand, keucht im nächsten Augenblick wie ein Verrückter, während er ein unsägliches Höllenfeuer in meinem Leib entfacht, wuchtige Stöße mir fast die Besinnung rauben, die Folter kein Ende nehmen will. Blut braust in meinen Ohren, Feuerblitze zucken vor meinen geschlossenen Augen. Da! Endlich stößt das Tier in mir einen höllischen Schrei aus. Mir ist, als würde ich entzwei gerissen, schreie mit dem Kerl um die Wette.

"Halts Maul." Der Kerl hat sich schon beruhigt. "Sonst musst du noch mal."

Schwitzend stellt er mich auf den Boden, grinst hämisch, höhnt:

"Na, noch mal?".
"Na los doch, du Schlappschwanz, wenn du kannst."

Habe ich diese Worte gesprochen? Bin ich total von Sinnen?

"Hat dir doch gefallen, kleines Luder." Der Grobian lacht dröhnend. "Ich hab viel Kraft."

Wieder schiebt er mich auf seine Lenden. Das gleiche, wüste Spiel beginnt von neuem. Und zu meinem eigenen Entsetzen gerate auch ich in Fahrt, genieße wollüstig dieses Ungeheuer in meinem Schoß, koste unser beider Geilheit so richtig aus. Grauen wird zur perversen Lust. Angst und Widerwillen zur Befreiung. Die kräftigen Lenden zur Geborgenheit.
Als wir auf dem Höhepunkt unserer Ekstase stöhnen und schreien, spüre ich die Kühle des Metalls in meiner Hand.
Mein schwarzer Slip liegt auf dem Boden. Mit hochgerutschtem Rock hocke ich noch immer auf den kräftigen Lenden des Mannes, der vor Wollust glüht. Mit meiner freien Hand - die andere ist in die schwarzen, dichten Haare des Fremden gekrallt - taste ich zielsicher in meine Manteltasche, finde, was ich suche, stoße das Messer in den muskulösen Bauch des Mannes, springe auf den Boden.

Fassungslos starrt der Kerl mich an, stößt seine Arme ruckartig in die Höhe, brüllt:

"Bist du wahnsinnig?! Du geiles Biest!? Ich bringe dich um! Du Luder!"
"Erst bist du dran", sage ich ganz ruhig. "Du hast es verdient, du gewalttätiges Schwein."

Mit beiden Händen ziehe ich das Messer aus der Wunde, steche sofort wieder zu, wieder und wieder, so lange, bis der Kerl kraftlos zusammenbricht, mit letzter Kraft versucht, seinen Bauch zusammenzudrücken, um das Blut, das wie eine Fontäne aus ihm heraus schießt, zu stoppen. Vergeblich. Seine Kräfte sind erschöpft.
Berauscht starre ich in die offene Wunde, in der sich die Gedärme gleich bösartigen Schlangen bewegen; ha, wie sie kriechen, zucken, sich kringeln, unlösbar ineinander verschlungen sind! Welch wonnigliches Schauspiel.

Ich lache und lache. Reiße mir die Kleider vom Leibe, tanze nackt einen Höllentanz im Blut des widerlichen Kerls, ergötze mich immer mehr an der offenen Wunde des Mannes. Plötzlich vervielfältigt sich das Lachen, schallt hundertfach zurück in allen möglichen Tonlagen, schwillt unaufhaltsam an zu einem gewaltigen Orkan. Aus der Wunde gluckert ein Kopf, blutverschmiert, schleimig, quallig. Der Kopf meines Ex!
Der Wahnsinn hält mich in seinen Klauen. Wie von Sinnen ziehe ich das Messer aus der Wunde, es fällt zur Erde, ich drücke alle Knöpfe, lasse meine blutigen, zitternden Finger auf E. Der Fahrstuhl fliegt endlich nach unten, die Tür springt auf, der Spiegel leuchtet rot, ich wanke aus dem Fahrstuhl.
Entkommen...

*

"Wo warst du denn nur schon wieder so lange?" Ungehalten zieht Will mich zum Auto. "Hast dich wohl wieder drei Mal umgezogen? Du bist auch so schön." Er küsst mich zärtlich.

 

 

 

 

 

 

 

 



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